Lieben Sie Barockmusik, Vivaldi und Bach? Und: Schätzen Sie es, wenn Konzerte «lebendig» gestaltet werden?– Bis vor kurzem glich das gängige Format vielerorts ja noch der Einbahnstrasse: die «da vorne» spielten, sangen, machten – verschanzt hinter ihre Pulte und ihre Ernsthaftigkeit – kommentarlos «was» in Richtung des schweigend-konsumierenden Publikums, das sich erst ganz am Ende der Veranstaltungen mit Applaus einbringen durfte. Wer’s gerne lebendiger hatte, ging in den Jazz-Keller zur Jam-Session.– Wenn die Bühnenkante als unsichtbare Trennlinie heute zuweilen ihre separierende Kraft verliert, ist dies Künstlern wie Rudolf Lutz zu danken. Interaktive Konzerte brauchen das Talent der Improvisation: aus dem Stegreif spontan-kreativ auf die Situation zu reagieren. Verbal und musikalisch.– Die Rolle des General-bass-Spielers ist eine Ähnliche, im Idealfall wird sie aus dem Moment heraus ausgeführt: dem Cembalist liegt nur ein «bezifferter Bass» vor (der die Töne für die linke Hand angibt).– Alles was Rudolf Lutz vorführt, ist «quasi improvvisando», erfordert Mut und Offenheit und ungeheure Geistesgegenwart. Er macht dieses Barock-Konzert zu einem wirklich lebendigen Erlebnis.
Programm: Antonio Vivaldi (1678-1741) – Konzert in h-moll RV 580 für 4 Violinen / Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Partita in E-Dur BWV 1006 für Violine Solo / Egène Ysaye (1858-1931) – Sonate in a-moll opus 27/2 für Violine solo / Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Konzert in a-moll BWV 1041 / Rudolf Lutz (*1951) – Konzert-Allegro in e-moll / Johann Heinrich Schmelzer (1623-1680) – Lamento sopra la morte Ferdinand III / Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Drittes Brandenburgisches Konzert in G-Dur BWV 1048 / ausserdem: Rudolf Lutz improvisiert am Cembalo nach Ansage.
Mit Rudolf Lutz, Leila Schayegh und dem Festival-Orchester Stringendo.